Erster Warnstreik bei HQM in Tröbitz

Auch die Beschäftigten bei HQM in Tröbitz wollen endlich einen fairen Lohn

17.11.2023 | Zwei Belegschaften – ein Ziel: Mit einem zweistündigen Warnstreik haben die Beschäftigten beim HQM in Tröbitz am 17. November 2023 – zwei Tage nach ihren Kolleginnen und Kollegen im HQM-Schwesterwerk in Massen – ein weiteres, unmissverständliches Signal in Richtung ihres Arbeitgebers gesendet: Wir lassen uns nicht länger hinhalten und wollen ab 1. Januar nächsten Jahres 400 Euro mehr Entgelt pro Monat und künftig auch zusätzliches Urlaubsgeld.

Die Beteiligung am Warnstreik bei HQM in Tröbitz am 17. November war sehr gut. - Fotos: Volker Wartmann

Tobias Kunzmann, kommissarischer Geschäftsführer der IG Metall Südbrandenburg, erläuterte den Streikenden das weitere Vorgehen der Gewerkschaft.

Die Belegschaft hört Tobias Kunzmann aufmerksam zu.

Die Beschäftigten bei HQM wollen endlich fair bezahlt werden.

Die Betriebsratsvorsitzende Beate Paukisch (links) und Paul Rothe (rechts), Politischer Sekretär bei der IG Metall Südbrandenburg, freuen sich über den großen Erfolg des Warnstreiks.

Pfiffe gegen die schlechte Bezahlung bei HQM.

Niels Riemann (links), Betriebsratsvorsitzender im HQM-Werk in Massen und Dandy Hoffmann, sein Stellvertreter, kamen zu einem Solidaritätsbesuch bei den Kolleginnen und Kollegen in Tröbitz vorbei.

Der Protest der HQM-Kollegen war weithin hörbar.

Warnstreik und gute Laune sind kein Widerspruch.

Ob jung, ob alt: Beim Warnstreik in Tröbitz waren alle dabei.

Das frische Herbstwetter hielt niemanden vom Warnstreiken ab.

Die Belegschaft bei HQM steht geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall.

Bei frischem Herbstwetter kam die Belegschaft in Tröbitz zwischen 13.00 und 15.00 Uhr vor das Werktor, um für ihre Forderungen zu demonstrieren. Die Frühschicht beendete ihre Arbeit an diesem Tag eine Stunde früher, die Spätschicht begann ihre Schicht eine Stunde später. Wie beim Warnstreik in Massen zwei Tage zuvor stand auch im Tröbitzer HQM-Werk die Produktion während dieser Zeit komplett still. Alles andere als still war es in der Einfahrt zum Werk: Das lautstarke Tröten, Pfeifen und Rasseln der empörten Beschäftigten war weithin hörbar, zudem hupten viele vorbeifahrende Autofahrer solidarisch.

„Wenn die Produktion im Werk stillsteht, ist das ein klares Signal an die Arbeitgeberseite: Das ist unser Betrieb“, sagte Tobias Kunzmann, kommissarischer Geschäftsführer der IG Metall Südbrandenburg zu den Kolleginnen und Kollegen. „Der große Erfolg dieser beiden Warnstreiks zeigt, dass die Antwort der Arbeitgeberseite, dass sie kein Geld habe, nicht mehr funktioniert. Ich habe eurem Arbeitergeber erklärt, dass ein Warnstreik – wie der Name schon sagt – eine Warnung an ihn ist. Und ich habe eurem Arbeitgeber auch gesagt, dass wir solche Streiks, wenn es sein muss, so lange wiederholen können, bis wir am Verhandlungstisch ein vernünftiges Ergebnis erzielen und die Belegschaft zufrieden ist.“

Kunzmann weiter: „Durch eure erfolgreichen Warnstreiks heute und vorgestern habt ihr der Verhandlungskommission massiv den Rücken gestärkt. Wir haben jetzt die Erwartungshaltung, dass der Arbeitgeber die geforderten 400 Euro mehr auf den Tisch legt. Lasst euch die breite Brust, die ihr jetzt gezeigt habt, nicht nehmen.“

„Die Kolleginnen und Kollegen hier sind sehr unzufrieden. Sie fordern, dass ihre gute, ehrliche Arbeit endlich fair bezahlt und gewertschätzt wird“, sagte Metallerin Beate Paukisch, Betriebsratsvorsitzende im HQM-Werk in Tröbitz. „Es muss hier endlich etwas passieren. Wir müssen eine angemessene Gegenleistung für unsere gute Arbeit bekommen.“ Arbeitstechnisch pfeifen viele Kolleginnen und Kollegen auf dem letzten Loch, so Paukisch: „Es fehlen Leute. Das liegt auch daran, dass hier so schlecht bezahlt wird.“

Zu einem Solidaritätsbesuch waren die Metaller Niels Riemann, Betriebsratsvorsitzender im HQM-Werk in Massen und sein Stellvertreter Dandy Hoffmann in Tröbitz vorbeigekommen. Sie freuten sich über die große Beteiligung an den beiden Warnstreiks. Riemann betonte, dass wichtig sei, dass die Belegschaften zusammen an einem Strang ziehen. „Die IG Metall verhandelt für beide Standorte gemeinsam“, unterstrich Riemann und stellte klar: „Wir Kolleginnen und Kollegen in Massen und Tröbitz sind eine Mannschaft.“

Paul Rothe, Politischer Sekretär der IG Metall Südbrandenburg, hatte die Versammelten zu Beginn des Warnstreiks daran erinnert, dass die IG Metall-Mitglieder bei HQM bereits Mitte 2019 beschlossen hatten, dass die IG Metall den Arbeitergeber zu Tarifverhandlungen auffordern soll. Der Einstieg in die Verhandlungen wurde jedoch durch die Corona-Pandemie erschwert. „Während dieser Zeit haben wir uns sehr zurückgehalten und mit viel Fingerspitzengefühl agiert“, so Rothe.

Durch Abschluss eines Haustarifvertrages im Sommer 2021 sei endlich eine erste Tarifbindung gelungen, so Rothe. Mit der Geschäftsführung wurde vereinbart, bis Juli 2022 eine Tabelle auf Basis der Eingruppierung der Arbeitsplätze zu erstellen. Bereits ab Januar 2022 sollte es zudem eine erste Entgelterhöhung von 100 Euro monatlich geben.

Allerdings bat der Arbeitgeber in den folgenden Monaten und Jahren wiederholt um Verschiebungen der getroffenen Vereinbarungen. „Wir waren lange rücksichtsvoll und sind dem Arbeitgeber entgegengekommen“, so Rothe. „Aber als er bei der letzten Verhandlungsrunde zum Thema Entgelttabelle in der vergangenen Woche wieder nur sagte: „Über Geld brauchen wir nicht reden, Geld habe ich nicht“, haben wir gesagt: Jetzt ist hier Schluss!“

Rothe weiter: „Alles ist in den vergangenen anderthalb Jahren erheblich teurer geworden. Wir wollen jetzt endlich einen ordentlichen Schluck aus der Lohnpulle. Die Zeiten der Ticketplus-Karten als Lohnersatz sind vorbei.“

Hintergrund: Bei HQM in Tröbitz verarbeiten rund 110 Beschäftigte im Drei-Schicht-System die Bremsleitungen für die Automobilindustrie weiter, die ihre Kolleginnen und Kollegen im HQM-Werk in Massen produzieren. Das Stundenentgelt in beiden Werken ist nicht weit entfernt vom gesetzlichen Mindestlohn.

 

Von: vw

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