Warnstreik bei Vormann in Elsterwerda

Die Belegschaft bei Vormann steht geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall für bessere Arbeitsbedingungen

12.10.2023 | Mit einem anderthalbstündigen Warnstreik unmittelbar vor Beginn der zweiten Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall Südbrandenburg und der Geschäftsleitung haben die Beschäftigten bei Vormann in Elsterwerda am 12. Oktober ein unmissverständliches Signal in Richtung Arbeitgeber gesendet: Wir wollen endlich einen Tarifvertrag, einen fairen Lohn und bessere Arbeitsbedingungen!

Warnstreik für bessere Arbeitsbedingungen bei Vormann in Elsterwerda. - Fotos: Volker Wartmann

Große Beteiligung: An dem anderthalbstündigen Warnstreik bei Vormann in Elsterwerda nahm nahezu die gesamte Belegschaft teil.

Tobias Kunzmann (im Vordergrund), kommissarischer Geschäftsführer der IG Metall Südbrandenburg, erläuterte den Kolleginnen und Kollegen die Forderungen der IG Metall.

Von dem regnerischen Wetter ließen sich die Warnstreikenden ihre Laune nicht verderben.

Zwischendurch war es während des Warnstreiks immer wieder richtig laut.

Die Betriebsräte von Bosig Baukunststoffe kamen zu einem Solidaritätsbesuch vorbei.

Der vierköpfige Betriebsrat bei Vormann zeigt klare Kante.

Die Beschäftigten bei Vormann wollen endlich mehr Geld.

Paul Rothe (links) und Tobias Kunzmann (rechts) von der IG Metall Südbrandenburg freuen sich über die große Beteiligung am ersten Warnstreik bei Vormann.

Nahezu die gesamte Belegschaft war bei ungemütlichem Herbstregen zwischen 7.30 und 9.00 Uhr vor das Werktor gekommen; im Werk stand die Produktion von Scharnieren und Beschlägen komplett still.

„Herzlichen Glückwunsch zum ersten Warnstreik“, sagte Tobias Kunzmann, kommissarischer Geschäftsführer der IG Metall Südbrandenburg, zu Beginn seiner Ansprache an die Kolleginnen und Kollegen. „Dass ihr alle vors Tor gekommen seid, zeigt, dass ihr entschlossen seid und geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall steht.“

Im Folgenden erläuterte Kunzmann die drei Kernforderungen der IG Metall und der Tarifkommission:

„Punkt eins: Rückkehr zur 38-Stunden-Woche.

Punkt 2: Mindestens zehn Prozent mehr Geld pro Nase.

Punkt drei: Die volle Ausschöpfung der steuerfreien Inflationsausgleichsprämie bis Ende kommenden Jahres.“

In der ersten Verhandlungsrunde hatte die Arbeitgeberseite eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent angeboten. „3,2 Prozent mehr sind ein inakzeptables Angebot: Das entspricht etwa 40 Cent mehr pro Stunde, das reicht hinten und vorne nicht. Deshalb stehen wir heute hier vor dem Tor und die Produktion steht still“, so Kunzmann. „Ich bin gespannt, wie die Geschäftsführung darauf gleich in der Verhandlung reagieren wird.“

„Die Leute haben die Schnauze voll“, sagte Göran Sbiegay, Betriebsratsvorsitzender bei Vormann. „Jetzt ist das Fass übergelaufen. Wir als Betriebsrat haben die Geschäftsleitung in den vergangenen Jahren oft darauf hingewiesen, wie schlecht die Stimmung bei den Kolleginnen und Kollegen ist. Aber die Geschäftsleitung schien das nicht wahrhaben zu wollen.“

Seit Ende der Nuller-Jahre bekommen die Beschäftigten keinen Tariflohn mehr, zudem wurde ihnen das Urlaubs- und das Weihnachtsgeld gestrichen, so Sbiegay. „Die Belegschaft hat bereits viel hingenommen, aber bei den aktuellen Teuerungsraten geht das nicht mehr“, sagte Sbiegay.

„Wir wollen hier endlich eine gerechte Bezahlung für alle und keine Lohnerhöhungen nach dem Nasenprinzip“, so Sbiegay. „In Folge der schlechten Bedingungen haben wir eine große Abwanderungsrate. Von den Auszubildenden bleiben nur wenige nach ihrem Abschluss im Betrieb, viele suchen sich eine besser bezahlte Arbeitsstelle.“

Zu einem Solidaritätsbesuch waren die Betriebsräte von Bosig Baukunststoffe aus der Nachbarschaft vorbeigekommen. „Es ist wichtig, dass die Beschäftigten bei Vormann endlich in die Tarifbindung kommen“, sagte Jens Zelle, Betriebsratsvorsitzender bei Bosig. „Darum sind wir hier, um unsere Kolleginnen und Kollegen in ihrem Kampf für bessere Arbeitsbedingungen zu unterstützen.“

Der Warnstreik am Vormittag wurde von vielen Menschen in Elsterwerda wahrgenommen. Von dem lautstarken Tröten, Pfeifen und Rasseln der Warnstreikenden wurden beispielsweise die Schülerinnen und Schüler aus der benachbarten Berufsschule auf die Veranstaltung aufmerksam. Zwei Klassen kamen sogar vor das Werktor, um sich vor Ort zu informieren, wie der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen in der Praxis funktioniert. Vorbeifahrende Autofahrer hupten solidarisch. Ein Linienbusfahrer hielt neben den Warnstreikenden sogar an, um ihnen zuzuwinken und ein Handyfoto von ihnen zu machen.

 

Von: vw

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